Als begeisterte Wanderreiterin habe ich hier mal einige Gedanken zum Wanderreiten festgehalten. Natürlich noch lange nicht vollständig, aber ich bleibe drann…

 

Sattelunterlagen

Die Satteldecke soll druckabsorbierend, schnelltrocknend sein und  zwingend bis unter die Packtaschen reichen (sonst kann’s auch hier Druckstellen geben).

Woilach: Der Vorteil vom Woilach liegt klar darin, dass er sehr multifunktional ist: als Abschwitzdecke für das Pferd, als Picknickdecke oder Schlafdecke für den Reiter oder auch als Abdeckdecke für unterwegs (z.B. über gefährliche Kuhgitter am Boden gelegt) kann er benutzt werden. Und jeden Tag kann eine „neue“, saubere Seite aufs Pferd gelegt werden. Der Nachteil des Woilaches ist, dass damit ganz sorgfältig gesattelt werden muss, damit keine Falten unter dem Sattel entstehen. Zudem rutscht der Sattel gerne auf diesem Material, deshalb soll er vor dem grossen Ritt wirklich ausgiebig getestet werden, damit allenfalls etwas der „Rutschigkeit entsprechend“ gesattelt werden kann.

Neben dem Woilach eignen sich auch folgende Unterlagen:

Lammfell: Luftzirkulation, Druckverteilung und Dämpfung sind hervorragend, allerdings trocknet es nur sehr langsam wieder. Auch wichtig zu beachten ist, dass das Lammfell dicker ist als eine „normale“ Sattelunterlage, deshalb unbedingt abklären, ob die Sattelpassform damit noch gewährleistet ist.

Medizinischer Hohlfaserfloor (Medi-Cheval): hat die gleichen Eigenschaften wie Lammfell, trocknet aber viel schneller (und ist leider auch viel teurer…)

Filz oder Noppen (von Grandeur): gute Luftzirkulation, trocknet sehr schnell

Diverse Decken aus dem Endurance-Bereich: hier sind die Spezialisten für lange, schweisstreibende Ritte 🙂

Sattel

Der Sattel sollte natürlich sehr gut passen, was ich aber eigentlich schon als selbstverständlich anschaue, wenn das Pferd sonst auch damit geritten wird. Hier über die Passform des Sattels zu philosophieren, würde definitiv den Rahmen sprengen. Natürlich ist eine möglichst grosse Auflagefläche besser für das Pferd, weil dadurch das Gewicht besser verteilt wird. Und die Trachten- oder Hohlsättel bieten natürlich auch mehr Befestigungsmöglichkeiten für die Packtaschen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass durchaus auch mit einem „normalen“ Dressursattel längere Ritte absolviert werden können, zumal ich halt immer möglichst sportlich d.h. auch mit möglichst wenig Gewicht unterwegs sein will. Wenn Reiter und Pferd an den Sattel gewöhnt sind, sehe ich hier keine Probleme. Wie das aber mit mehr Gepäck aussehen würde, kann ich leider nicht beurteilen.

Kleidung

Bewährt hat sich auch hier das altbewährte Zwiebelprinzip: je nach Witterung kann eine Schicht mehr an- oder abgezogen werden. Natürlich helfen uns auch die neuen Funktionskleider, diese sind meist sehr leicht, d.h. wenig Gewicht für’s Pferd und gut verstaubar. Auch trocknen diese Kleider meist sehr schnell und eignen sich deshalb auch sehr gut, wenn unterwegs einmal gewaschen werden kann. Was ich persönlich immer dabei habe, ist ein Hals- resp. Dreieckstuch, welches ich primär um den Hals trage, aber auch gut als weitere Befestigungsmöglichkeit, Polsterung, Reibungsverhinderer oder im Notfall auch zum Abbinden einer Wunde benutzt werden kann.

Packtaschen

Hier gibt es mittlerweilen eine Vielzahl davon auf dem Markt, die grosse Auswahl macht es nicht immer einfach, das richtige Modell zu finden. Wenn immer möglich, rate ich dazu, einige Taschen auszuprobieren. So merkt man relativ schnell, welche Taschen für welchen Sattel in Frage kommen resp. wie viel pro Tasche noch angepasst/umgenäht oder ergänzt werden muss. Was immer beachtet werden soll:

  • Gewicht: ich bevorzuge leichte Taschen aus festem Tuchmaterial. Die sind zwar nicht wasserfest, aber ich packe sowieso alle Sachen nochmals in einen kleinen Plastiksack ein. Die wasserfesten Packtaschen (z.B. Leder oder von Ortlieb) sind zwar schön praktisch und stabil, aber das Gewicht spar ich mir lieber für andere Sachen
  • Nähte: billige Taschen sind manchmal auch sehr billig verarbeitet. Wenn dann ausgerechnet auf dem Ritt eine Naht aufgeht, ist das nicht immer praktisch
  • Befestigungsmöglichkeiten: wie lässt sich die Tasche möglichst fest, gleichmässig und sicher an meinem Sattel befestigen? Merke, das Gewicht der Taschen darf NIE direkt auf dem Pferderücken liegen, sonst entstehen ganz schnell Druckstellen oder Verspannungen beim Pferd! Die Packtaschen sollten immer über den Sattel/Trachten/Horn/Vorderzwiesel befestigt werden.
  • Verschluss: Netztaschen aussen oder Getränkehalter sind sehr praktisch, aber mancher Inhalt ist in höherem Tempo dann doch rausgefallen…
  • Farbe: grüne Taschen in der grünen Wiese zu suchen, macht nicht immer Spass 🙂

Auch wichtig erscheint mir, dass das zusätzliche Gewicht auch vertikal gleichmässig auf dem Pferd verteilt wird. Die hinteren Packtaschen sind meist grösser, deshalb empfehle ich umso mehr, auch vorne (kleine) Packtaschen oder zumindest Flaschenhalter zu befestigen, damit nicht das ganze Gewicht ausschliesslich hinten am Sattel hängt. Der Schwerpunkt des Sattels sollte auch mit Gepäck immer noch korrekt liegen!

 

Training

Je fitter das Pferd, desto mehr kann der Wanderritt genossen werden! Zwar sind wir auf einem Wanderritt und keinem Distanzrennen, doch sind die Stressfaktoren auch ohne Tempodruck für das Pferd schon gross genug: wir reiten (meist) in fremder Umgebung, übernachten in unbekannten Ställen, es sind (meist) neue Pferdegspändli dabei, das Futter unterwegs ist anders als zu Hause und der gewohnte Tagesrhythmus wird auf den Kopf gestellt. Das tönt jetzt alles ganz negativ, ist es aber natürlich nicht. Der grosse Pluspunkt eines längeren Rittes darf nicht vergessen werden: auf einem Wanderritt kann sich das Pferd fast den ganzen Tag lang kontinuierlich bewegen. Und dafür sind unsere Tiere ja eigentlich gemacht! Unsere Aufgabe ist es nun, ihnen das zusätzliche Reiter- und Gepäckgewicht so angenehm wie möglich zu machen und sie auf die zusätzlichen Herausforderungen auf einem Wanderritt vorzubereiten.

Zum Einen spreche ich hier von der körperlichen Fitness des Pferdes (und natürlich auch des Reiters). Klar kann ein Pferd, welches jeden Tag 1h bewegt wird, mal einen Tagesritt absolvieren. Aber die Belastung vor allem auch für den Rücken ist bei einem Mehrtäger schon ganz anders als bei einem stündigen Ritt. Deshalb sollten das Trainingspensum hochgeschraubt werden, wenn ein mehrtägiger Ritt ansteht. Wie beim Menschen, brauchen auch die Pferdemuskeln- und Bänder einige Zeit, um sich der erhöhten Beanspruchung anzupassen. Darum sollte mit dem Training so früh wie möglich begonnen werden und nicht erst 1 Woche vor dem Ritt. Meine Pferde z.B. versuche ich schon 3 Monate vor dem Mehrtagesritt an längere Ritte zu gewöhnen. Wir gehen im Schnitt 4x die Woche für 2h flott ins Gelände, 2x für 30 min auf den Reitplatz und 1x wird longiert oder spaziert. Die Gymnastizierung der Pferde darf natürlich nicht zu kurz kommen, denn nur vom gerade aus reiten können keine tragfähige Muskeln entstehen. Es empfiehlt sich auch mal einen Halbtages- oder Tagesritt einzuplanen, um die ganze Ausrüstung zu testen. So kann der „Ernstfall“ am ehesten simuliert werden und allfällige Schwachpunkte könne noch erkannt und behoben werden.

Um das Pferd neben dem guten Konditionstraining noch entlasten zu können, laufen wir während dem Ritt auch sehr viel neben dem Pferd her. Vor allem bei längeren Strecken bergab empfiehlt es sich abzusteigen, um den Pferderücken nicht unnötig zu belasten. Daher ist auch eine gewisse Fitness für den Reiter unabdingbar. Beim längeren Bergablaufen entlarven sich auch die kleinsten Druckstellen an den (Wander-)Schuhen, deshalb bitte vor dem richtigen Ritt testen 🙂

Neben dem Konditionstraining gibt es aber noch andere Sachen, an die man zu Hause schon denken und dem Pferd zeigen kann. Wie das gemacht wird, dazu gibt es 1000 verschiedene Meinungen und Ideen, welche ich hier nicht alle aufführen kann. Wichtig scheint mir einfach, dass folgende Sachverhalte schon zu Hause angeschaut resp. geübt werden:

  • Stillstehen (beim Aufsteigen, beim Gepäck montieren, beim Suchen in den Packtaschen, bei der Pipi-Pause 🙂 )
  • Führen: von links und rechts, auch von vorne und hinten  (je nach Gelände sehr von Vorteil)
  • Trittsicherheit: Wurzelwege, schmale Brücken, kurze Treppen, Geröll
  • Fleissiges vorwärts ohne jeden Schritt raustreiben zu müssen
  • Verkehrssicherheit: auch wenn  möglichst fernab vom grossen Verkehr geritten werden möchte, lässt sich das Überqueren einer mehr oder minder stark befahrenen Strasse nicht immer vermeiden.
  • Trinken aus einem (Falt-)Eimer, Brunnen, Selbsttränke
  • Gewöhnung an unterschiedliches Futter
  • Gewöhnung an Geräusche: Klett- oder Reissverschlüsse an Packtaschen oder Jacken sollten auch vom Pferd aus geöffnet werden können, ohne dass das Pferd erschrickt

 

Packliste

Hier wäre noch eine Beispiels-Packliste, welche nach Belieben ergänzt oder gekürzt werden kann 🙂

Packliste

3 Gedanken zu “Wanderreiten

  1. Da doch einiges vom Reiter zu Fuss gegangen wird, erscheint mir der richtige Schuh sehr wichtig. Er soll bequem im Gehen sein und eine glatte Sohle mit Absatz haben. Übliche Wanderschuhe/Stiefel (Knöchelschutz !!) eignen sich da nicht. Was benutzt du? Ich habe noch nichts geeignetes gefunden. VG, Errol

  2. Das wichtigste für einen langen, anstrengenden Wanderritt ist ein gut trainiertes Pferd. Mein längster Wanderritt quer durch Rumänien ging fast über 500 km. Das schaffen selbst starke Pferde nur durch ein gutes Training. Ich schreibe gerade über die Reise mit dem Pferd von Österreich ans Schwarze Meer ein Buch. Nähere Infos für Interessierte unter http://www.eine-spur-zu-gross.at.

  3. Toller Beitrag! Sehr ausführliche Liste, erstaunlich auf was man alles achten und vorbereiten muss.

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